Wie Du Dein Kind begleitest, selber das Schlafen gehen zu bestimmen und Deine Entspannung am Abend findest.
In diesem Beitrag möchte ich Dir meinen Weg in ein weitgehend selbst bestimmtes Schlafen meines Sohnes aufzeigen. Denn schon kleine Kinder haben ein gutes Gespür für dieses Grundbedürfnis. Machen wir es nicht durch starre Regeln kaputt!
Können Kinder selbstständig zu ihrem Schlafrhythmus finden?
Sprechen wir an meinen Themenabenden darüber, haben Eltern verschiedene Bedenken:
„Da würde mein Kind die ganze Nacht wach bleiben. Das würde total ausarten!“
„Das geht nicht, am nächsten Morgen ist mein Kind unerträglich.“
„Wenn mein Kind unausgeschlafen ist, wird es sich in der Schule nicht konzentrieren können."
„Ich möchte doch auch irgendwann einmal meine Ruhe haben!“
Das zeigt mir, wie stark insbesondere dieses Thema mit ganz unterschiedlichen Ängsten verbunden ist.
Eigene Erfahrungen und Glaubenssätze hemmen uns, zu vertrauen und den Kindern die >Verantwortung zu lassen. Die Bedenken sind so nachvollziehbar und verständlich!
Natürlich werden Kinder es zunächst ausnutzen und es genießen, so richtig lange wach zu bleiben.
Um so länger es vorher feste, strikte Schlafenszeiten gab, um so intensiver.
Möchten wir Eltern diesen Weg gehen, brauchen wir Mut, Geduld und Vertrauen.
Doch wir werden belohnt.
Wir werden belohnt mit Kindern, die ein gutes Gefühl für ihr Schlafbedürfnis haben und die uns abends rufen, weil sie eingekuschelt werden möchten.
Was sagt die Entwicklungspsychologie?
Sich wach oder müde zu fühlen sind Bedürfnisse, welche schon Babys direkt nach der Geburt spüren und uns (so gut sie es vermögen) zeigen.
Beispielsweise weinen sie, werden unruhig und wenden sich von der Umwelt ab, wenn sie müde sind.
Sind sie wach und neugierig, reißen sie die Augen auf und bestaunen aufgeregt alles um sich herum.
Bereits im Mutterleib haben sie wache und schlafende Phasen.
Kurz vor der Geburt unseres Sohnes habe ich noch etwas ungläubig geguckt, als unsere Hebamme sagte, dass unser Sohn, wenn er mich im Augenblick zwischen 23.00 Uhr und 01.00 Uhr nachts wachhält, auch nach der Geburt um diese Zeit noch aktiv sein wird.
Natürlich sollte sie recht behalten. Unser Sohn ist und bleibt eine Nachteule.
Doch aufgrund dieser Erkenntnis und dem Wissen darum, dass schon ganz kleine Kinder spüren, wann sie Schlaf brauchen, war es für mich von Anfang an wichtig, dieses gesunde Gefühl für den eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus bei unserem Sohn zu erhalten.
Was braucht jeder, um in den Schlaf zu finden?
Um einschlafen zu können braucht es 3 Dinge:
1. Ich bin müde.
2. Ich fühle mich sicher und geborgen.
3. Ich bin entspannt, nichts Ungeklärtes geht mir aktuell durch den Kopf.
Das sind auch die Gründe, weswegen Druck und Strenge oft regelrecht kontraproduktiv sind.
Ich kenne das gut von mir selber.
Oft kann ich nicht schlafen, weil mir so viele Ideen durch den Kopf gehen.
Manchmal denke ich noch über den ein oder anderen kleinen Konflikt des Tages nach.
Dann gucke ich auf die Uhr und stelle auch noch fest, dass mir nur noch 6 Stunden bleiben, bis der Wecker klingelt. Ich setze mich selber so unter Druck, dass ich erst recht nicht einschlafen kann.
Im folgenden Abschnitt beschreibe ich Dir ein wenig, wie wir einen selbst bestimmten Weg mit unserem Sohn gehen. Dieser Weg ist individuell. Methoden gibt es nicht.
Wir lassen uns von den Werten Gleichwürdigkeit und Verantwortung gepaart mit Vertrauen tragen.
Wie kann das gehen?
Wir hatten von Anfang an keine festen Schlafenszeiten, sondern haben auf die Zeichen unseres Sohnes geachtet. Natürlich ergaben sich unterschiedliche Rhythmen. Eine Zeit lang schlief er täglich gegen 11.00Uhr und gegen 16.00Uhr und abends frühestens ab 21.00Uhr.
Als er es bei der Tagesmutter mit knapp 3 Jahren irgendwie gemütlich fand, mittags mit den anderen Kindern zwei Stunden zu schlafen, obwohl er den Mittagsschlaf wirklich nicht mehr brauchte, fand er abends nicht vor 22.00Uhr seine Ruhe.
Das war auch der Zeitpunkt, wo wir anfingen, mit ihm über das Schlafengehen zu sprechen.
Dann sagen wir beispielsweise: „Du siehst müde aus, komm, ich kuschel‘ Dich ein, mhh?“
Manchmal sagt er: "Na gut.." manchmal sagt er: "Nein...noch nicht." Beides ist es ok!
Möchte er noch nicht schlafen gehen, sage ich so etwas wie: „Möchtest Du noch etwas spielen? Dann komme ich in 10 Minuten noch einmal.“
oder: „Ah, Du malst noch. Dann ruf mich bitte, wenn dieses Bild fertig ist."
Wir halten ihn nicht wach, damit er abends zu unserer Wunschzeit schläft.
So erhalten wir seine Intuition dafür, wann er Schlaf braucht.
Natürlich passt das insbesondere am Abend nicht immer zu unseren Bedürfnissen.
Daher haben wir auch unsere Elternzeit. Zum Beispiel, wenn wir Sonntags den Tatort gucken.
Unser Sohn muss nicht schlafen, aber beschäftigt sich dann in seinem Zimmer.
Vorher besprechen wir, wann ich zu ihm gehe, um ihn einzukuscheln. Jetzt wo er die Uhr kann ist das natürlich wirklich einfach geworden.
Du siehst, selbst bestimmtes Schlafengehen heißt bei uns nicht, dass wir ihm einmal gesagt haben, dass er es selber entscheiden darf und wir ab 19.00Uhr unsere eigenen Wege gehen.
Es bedeutet für uns, dass wir ihn begleiten, Rückfragen stellen, Angebote machen, jedoch nicht vorgeben, wann er ins Bett gehen muss.
Wir geben Feedback ohne zu bewerten. Wir beschreiben, was wir sehen und verkünden keine "Wahrheiten", die wir nicht kennen können.
Nur unser Sohn kann wissen, ob er müde oder ausgeschlafen ist.
Das klingt dann zum Beispiel so:
„Du siehst müde aus. Möchtest Du dass ich Dich ins Bett bringe?"
„Morgen klingelt der Wecker schon um 6 Uhr. Du wirktest heute früh noch so müde. Soll ich Dir jetzt noch etwas Vorlesen und Dich dann früher einkuscheln?"
„Du scheinst ja noch total aufgedreht zu sein. Ich freue mich auch riesig, dass Oma und Opa mal wieder gekommen sind. Bestimmt möchtest Du jetzt noch etwas mit uns aufbleiben, oder?"
Tabu sind Sätze wie:
„Ich weiß doch, dass Du müde bist. Los jetzt, ab ins Bett!“
„Du musst morgen für die Schule fit sein. Hörspiel aus! Sonst ist der CD-Player für eine Woche weg!"
„Ich habe doch gesehen, wie unausgeschlafen Du heute morgen warst. Also keine Diskussion!"
Wenn ein Kind schlafen darf, wann es will...
Hier hat unser Sohn sich nach dem Kindergarten total müde hingelegt.
Da ist er wirklich konsequent, vorher sagt er meist Bescheid.
Auch im Kindergarten hat er sich noch mit sechs Jahren ein Kissen genommen und auf einer Sportmatte geruht, wenn er müde war.
Auf unserer letzten Party hat er sich zu den Gästen aufs Sofa gelegt und geschlafen.
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Welche Regeln gibt es?
Wir haben folgende Regeln (Ausnahmen bestätigen die Regeln!)
Um 19.30Uhr zieht unser Sohn seinen Schlafanzug an
Um 20.00Uhr ist Elternzeit (wenn wir sie an dem Tag haben möchten)
Wie reagiert das Umfeld?
Wie in vielen Fragen rund um den Umgang mit Kindern, reagiert das Umfeld gerade bei diesem Thema natürlich durchaus irritiert.
Wann musst Du denn immer ins Bett? - Wenn ich müde bin.
Du gehörst doch ins Bett? Wie alt bist Du? - Ich bin 7.
Wann geht Euer Kind denn ins Bett? - 'Schulterzucken'...wenn wir merken, dass er müde wird.
Ich erinnere mich auch an die ein oder andere Diskussion mit meinen Eltern, die es wirklich verwundert, wenn unser Zwerg nicht zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett geht.
Doch da kommt doch auch noch diese besondere Situation dazu. Die Aufregung und die Sorge etwas zu verpassen. Ab dem 2. oder 3. Tag des Besuchs normalisiert sich das. Und dann sind meine Eltern verwundert, wenn er von sich aus sagt, dass er jetzt ins Bett geht.
Was sagt Jesper Juul dazu?
ich zitiere aus dem Buch: Dein kompetentes Kind Seite 148 sowie Seite 213 und jeweils folgende
Bestimmen wir Eltern über den Schlaf der Kinder, kann es recht bequem sein, solange die Kinder noch klein sind. Doch spätestens wenn sie in die Pubertät kommen, werden die Eltern irritiert sein und zum Kind sagen, dass es doch nun alt genug sei, um selbst zu wissen, wann es müde sei. Das Kind wird mit Zorn und Verwirrung reagieren: 13 Jahre hat es mühsam gelernt, dann zu schlafen, wenn seine Eltern es für richtig hielten. Es hat also alles dafür getan, zu kooperieren und das "Richtige" zu tun. Und jetzt, da es diese Kunst beherrscht, erzählen sie ihm, dass es das "Falsche" tut.
Viele Eltern sehen es als ihre Verantwortung an, dafür zu sorgen, dass die Kinder abends zu einer bestimmten Zeit ins Bett kommen.
Dies ist eine Tradition, die im Alltag zahllose destruktive Konflikte nach sich zieht.
Kinder können sich ohne weiteres selbst darum kümmern, wann sie ins Bett gehen.
Wie in vielen anderen Bereichen, werden sie auch hier das Verhalten der Eltern kopieren.
Im Großen und Ganzen werden sie ihrem Schlafbedürfnis gerecht werden. Manchmal werden sie aber auch zu wenig Schlaf bekommen, genau wie die Erwachsenen, weil sie gerade mit etwas Wichtigem beschäftigt sind oder etwas Spannendes im Fernsehen läuft.
Es mag für Kinder das Gesündeste sein, jede Nacht auszuschlafen, doch sobald die destruktiven Konflikte in dieser Frage überhand nehmen, ist dies bedeutend schädlicher für ihre Gesundheit.
Ich bin Imke - Deine Familienexpertin.
Ich inspiriere Eltern, neue Wege zu gehen:
Auf Augenhöhe mit dem Partner und den Kindern.
Dabei begleite ich sie raus aus alten Erziehungsmustern und rein in ein bindungsStarkes Familienleben.
Meine Vision ist eine Welt, in der Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet und liebevoll geführt werden. Eine Welt in der Kinder sie selbst sein können.
Ich möchte eine gleichwürdige Haltung im Umgang mit Kindern aufzeigen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir so respektvolle und empathische Menschen ins Leben begleiten und eine wertschätzende und friedvolle Gesellschaft fördern.
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