Das ist genau die Balance zwischen einem autoritären und einem antiautoritären Umgang mit Kindern. Liebevolle Führung, die wie ein Leuchtturm die Kinder durch stürmische See lenkt. Die Sparringspartner ist und begleitet. Dabei auf Augenhöhe ist und nicht 'besserwissert' oder bevormundet.
Was braucht es für eine liebevolle Begleitung, die nicht ins antiautoritäre abrutscht?
Aus meiner Sicht ist die Beziehung entscheidend. Eine gleichwürdige Beziehung. Eine Haltung, in der ich meinem Kind so begegne, wie ich auch anderen Erwachsenen begegne. Mit einem Unterschied. Ich nutze eine dem Alter des Kindes angemessene Sprache. Damit meine ich die Wortwahl. Die Tonlage darf schon bei Babys unsere ganz normale sein. Sie muss nicht und sollte spätestens, wenn die Kinder in die >>1. Autonimiephase (leider besser bekannt als die Trotzphase) kommen, meiner normalen Stimme entsprechen.
Wie gelingt eine gute Beziehung zum Kind?
Die Beziehung ist alles. Auf sie kommt es an. Ist sie stabil, trägt sie uns durch Streit und Stress ohne merkliche Verletzungen. Sie lässt uns wachsen und mehr und mehr Empathie für einen respektvollen Umgang mit unseren Mitmenschen entstehen.
Worauf kann ich in der Beziehung zu meinem Kind achten?
- Sei authentisch: Zeig Dich als die Person, die Du wirklich bist, um auch andere in ihrer Einmaligkeit wahrnehmen zu können.
- Zeig Gefühle und sprich darüber: Nur so lernt Dein Kind, diese Gefühle anzunehmen und fürhlt sich 'richtig' trotz Wut und Ärger.
- Nimm die Bedürfnisse aller in den Blick: Diese sind die Basis persönlicher Grenzen und bilden ein wichtiges Fundament für einen respektvollen Umgang miteinander.
Was meine ich mit liebevoller elterlicher Führung?
Über zehn Jahre habe ich in einem großen Konzern gearbeitet. Dort habe ich gesehen, wie unterschiedlich Führung gelebt wird. Ebenso ist es mit unseren Kindern. Ein Großteil der Eltern wird sagen, dass sie das Kind führen. Es wird sich ebenso stark unterscheiden, wie in vielen Unternehmen.
Wenn ich von liebevoller elterlicher Führung spreche, meine ich die Begleitung der Kinder auf Augenhöhe. Die Kinder mit ihrer Persönlichkeit zu sehen, zu begleiten und zu unterstützen.
Die Kinder brauchen einen Rahmen, um in Ruhe auszuprobieren:
Lass sie forschen und experimentieren. Steh mit Deiner Erfahrung gerne zur Seite, jedoch nur, wenn diese gewünscht ist.
Lass sie ihre eigenen Erfahrungen machen, ihre Erfolge feiern und Misserfolge bewerten lernen.
Was sagt Jesper Juul über die Kompetenz der Kinder?
Kinder kommen mit großer Weisheit,
doch ohne Erfahrung auf die Welt.
Sie brauchen daher liebevolle Führung
durch Erwachsene.
Jesper Juul
Was sagt die Forschung?
Inzwischen ist intensiv erforscht, dass Kinder kompetent und nicht als die unfähigen Wesen zur Welt kommen, wie es lange angenommen wurde.
Schon Säuglinge können Gefühle und Bedürfnisse spüren und zeigen.
Beispielsweise indem sie den Kopf von der Brust oder der Flasche abwenden, wenn sie satt sind.
Gleichzeitig sind sie Wesen, denen das Gefühl für ihr SELBST noch fehlt.
Sie wissen noch nicht, dass sie ein eigenständiger Mensch sind, wie sie auf andere wirken und was sie ausmacht. Das Selbst entwickelt sich zunächst im unteren, ab dem 3. Lebensjahr im oberen Stammhirn. Die Entwicklung erfolgt durch Resonanzprozesse, also durch die Interaktion mit anderen Menschen.
Das ICH entsteht quasi am DU. Das Kind lernt sich durch unsere Augen kennen.
So, wie wir mit ihm in Kontakt treten, so wird es sich selber betrachten.
Es versteht unsere Worte noch nicht, doch die Tonalität, beispielsweise die Art und Weise, wie es hochgenommen, getragen und abgelegt wird.
Woran kann ich mich orientieren?
Um Kinder auf Augenhöhe zu Begleiten und die Familie liebevoll zu führen helfen mir drei Werte ganz besonders: Die >>Gleichwürdigkeit, die >>Integrität und die >>Verantwortung.
GRATIS - Handbuch für mehr Gelassenheit im Alltag mit Kindern
3 wertvolle Schritte in einen gleichwürdigen Familienalltag
- Erfahre den Wert der Gleichwürdigkeit für Dein bindungsStarkes Familienleben.
- Entdecke Deine Bedürfnisse als wichtige Basis für Gespräche auf Augenhöhe.
- Erfahre, wie Du Anerkennung schenkst und so Deinem Kind innere Stärke gibst.
Gleichwürdigkeit
Gleichwürdigkeit ist ein von Jesper Juul entwickeltes Wort. Es bedeutet, dass Menschen die gleiche Würde besitzen, jedoch nicht unbedingt die gleichen Rechte. Und genau diese Differenzierung ist im Umgang mit Kindern so wichtig.
Das bedeutet auch, dass Du wunderbare Überraschungen erleben wirst, wenn Du Interesse für die eigenartigen Aktionen Deines Kindes zeigst. Es bedeutet jedoch nicht, dass Du jedem Wunsch nachgibst, denn genau darin besteht Deine Führungsrolle.
Und darin besteht auch eine riesige Gefahr. Denn hinter dem Wunsch Deines Kindes nach einem neuen Spielzeug, verbirgt sich eventuell ein viel tiefer liegendes Bedürfnis. Vielleicht braucht es Nähe oder sucht mehr Zugehörigkeit. Mit dem Kauf des Spielzeugs wird dieses Bedürfnis nicht gestillt.
Deine Aufgabe als enge Bezugsperson ist es also, das Verhalten Deines Kindes zu entschlüsseln und die Bedürfnisse dahinter zu entdecken.
Ein Beispiel
Verantwortung
Verantwortung ist ein vielschichtiger Wert. Denken wir nur daran, wie unangenehm es manchmal ist, wenn wir uns für etwas verantwortlich fühlen, was wir gar nicht beeinflussen konnten.
Es besagt jedoch auch unser verantwortungsvolles Handeln oder das Abgeben von Verantwortung. Das ist nicht immer wirklich leicht, denn die Ergebnisse weichen ja vielleicht von den eigenen Vorstellungen ab. Da gilt es ein gutes Gefühl dafür zu entwickeln, wann ich lenkend eingreifen muss (Gefahr in Verzug) und wann ich gelassen zusehe.
Denn Verantwortung zu übergeben, bedeutet auch, dass Dein Kind einmal mit Kleiderkombinationen los geht, die Dir so gar nicht behagen - gefährlich ist das meistens nicht.
Gerade jetzt, kurz nach der Einschulung meines Sohnes, beobachte ich, wie wertvoll es ist, dass er früh erleben durfte, Verantwortung zu tragen. Er sucht seine Kleider selber heraus und kam schnell auf den Trichter, dass der Wetterbericht ihm dabei hilft. Egal zu welcher Jahreszeit, entscheidet er selber, ob er Schuhe und Strümpfe zum Spielen auszieht und konnte durch seine eigenen Erfahrungen schnell lernen, wann ihm das unangenehm kalt oder nass ist.
Das erspart mir die zähen Machtkämpfe um Schuhe und Strümpfe im Frühling auf dem Spielplatz. Natürlich bringt es mir auch interessante Blicke anderer Mütter ein.
Jetzt in der Schule beobachte ich, dass er wirklich verantwortungsvoll mit all seinen Unterlagen umgeht und im Distanzunterricht recht eigenständig arbeitet. Versuchen wir unserem Kind jegliche Steine aus dem Weg zu räumen und bieten ungefragt Hilfestellung, wo es gar nicht (mehr) nötig ist, kann es sein, dass das Kind auch in Situationen, wo wir die Eigenverantwortung erwarten (Mathehausaufgaben rechtzeitig machen!) diese nicht ausführt. Das Kind ist es ja gewohnt, dass die Eltern unterstützen und die Verantwortung abnehmen, wenn es ungemütlich wird.
Als Eltern ist es wichtig, ein gutes Gespür zu entwickeln, wann das Kind welche Dinge alleine regeln kann. Und genau dann ist es Zeit, die Verantwortung abzugeben und sich entspannt zurückzulehnen. Merkt das Kind, dass es die Verantwortung wirklich alleine tragen darf und seine damit zusammenhängenden Entscheidungen, seien sie noch so eigenartig aus Sicht der Erwachsenen, fällt es dem Kind ebenso leicht, sich einmal beraten zu lassen. Und dann stehen wir Eltern natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Integrität
Integrität bedeutet, zu sich selbst JA zu sagen – und auch mal NEIN zu Wünschen anderer.
Dieser Wert beschreibt, wie wichtig es ist, gut für sich zu sorgen und ebenso den Blick auf die Integrität der anderen zu richten. Das ist Achtsamkeit, und das ist Respekt!
Meine Integrität zu spüren, meine Bedürfnisse aufzuspüren ist die wichtige Grundlage, um meine Grenzen aufzuzeigen. Persönlich geäußert sind diese Grenzen eines jeden Einzelnen das Herzstück für die Familienkultur.
Vielleicht denkst Du jetzt, dass das doch ein Haufen Egoisten sind, die dann da zusammen leben. Doch es geht nicht darum seinen Willen zu bekommen, sondern darum, sagen zu dürfen, was einem gerade wichtig ist, ohne dafür verurteilt zu werden. Jesper Juul sagt dazu, ohne „falsch“ gemacht zu werden. Jeder wird gesehen, gehört und ernst genommen, denn wo es erlaubt ist, gut für sich zu sorgen, ist jeder gerne bereit seinen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.
Der Integrität steht die Kooperation gegenüber. Integrität ist „für mich sorgen“, Kooperation bedeutet „für die Gemeinschaft da sein“. Erst ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt Dich ins Gleichgewicht, bringt Deine Partnerschaft ins Gleichgewicht und sorgt dafür, dass es Deinem Kind gut geht. Denn Zugehörigkeit und Autonomie sind Grundbedürfnisse der Menschen.
Ich bin Imke und folge mit 'Selbst ist das Kind' meiner Mission
Lass Dich von mir als familylab Familienberaterin inspirieren, andere Wege zu gehen.
Auf Augenhöhe mit dem Partner und den Kindern.
Endlich raus aus alten Erziehungsmustern und rein in ein bindungsStarkes Familienleben.
Meine Vision ist eine Welt, in der Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet und liebevoll geführt werden. Eine Welt in der Kinder sie selbst sein können.
Ich möchte eine gleichwürdige Haltung im Umgang mit Kindern aufzeigen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir so respektvolle und empathische Menschen ins Leben begleiten und eine wertschätzende und friedvolle Gesellschaft fördern.
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