Wie Du Beziehung gestaltest und in tragender Verbindung mit Deinem Kind bist und bleibst.
Häufig stelle ich fest, dass wir mit dem Begriff 'Beziehung' zuerst an die Liebesbeziehung denken.
Doch Beziehung ist überall. Die Beziehung ist die Basis für unser Miteinander.
In diesem Artikel möchte ich verschiedene Aspekte erläutern, die eine gute Beziehung zum Kind ermöglichen.
Denn für mich und in meiner Arbeit mit Familien, geht es immer um die Beziehungen unter den einzelnen Familienmitgliedern und zu ErzieherInnen, LehrerInnen oder Freunden und Verwandten.
Haben wir eine gute ('tragende') Beziehung, hält sie so manches aus. Ist sie jedoch brüchig und instabil, wird es schnell verletzend und wenig respektvoll. Werte, Wünsche, Bedürfnisse oder auch Trauer und Wut werden schwer besprechbar, weil auch das Vertrauen fehlt.
Die Folge sind Missverständnisse, Verletzungen und ein Machtkampf jagt den nächsten.
Finde in diesen 5 Schritten Deinen Weg in eine gute Beziehung zu Deinem Kind:
Schritt 1: Sich selbst in der Vater- oder Mutter Kind Bindung gut spüren.
Schritt 2: Verantwortung für die Eltern Kind Beziehung übernehmen.
Schritt 3: Vertrauen aufbauen, zum Kind und seinen Fähigkeiten.
Schritt 4: Den Moment wahrnehmen und den Machtkampf abwenden.
Schritt 5: Positive Gefühle in der Beziehung zum Kind schenken.Denn gute Beziehungen heilen Dich und mich
und schlechte Beziehungen machen uns krank.
Jesper Juul
Schritt 1: Sich selbst in der Vater- oder Mutter Kind Bindung gut spüren.
Wir kennen es doch alle. Manchmal reicht eine kleine Geste, manchmal ist es ein Satz und wir sind getriggert; es wirft uns aus der Kurve. Die Vater- oder Mutter Kind Bindung wird arg strapaziert, denn Wut steigt in uns hoch, wir sagen Dinge, die wir nie sagen wollten, schieben die Schuld und somit die Verantwortung auf andere; ein Gespür für das, was wir gerade wirklich brauchen fehlt.
Vielleicht merken wir, dass wir dringend eine Auszeit auf dem Sofa brauchen und lassen uns dennoch von unserem Kind und unserem schlechten Gewissen überreden und spielen weiter. Wir übergehen unsere Grenzen, missachten das wertvollste, was uns gegeben ist, um unsere Integrität zu wahren. Wir missachten die Zeichen dafür, uns wieder in Balance zu bringen.
Doch gerade für unsere Beziehungen, sei es zu unserem Kind oder einem anderen Erwachsenen, ist es wichtig, dass ich meine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche spüre und sie ernst nehme. Den Mut habe sie persönlich, klar und offen zu äußern.
Denn Grenzen sind Kontakt. Durch das Gespräch über persönliche Grenzen öffnen wir uns und lernen unseren Gegenüber mit seinen Werten und Ideologien gut kennen.
Mehr über das Thema persönliche Grenzen findest Du in diesem Blog hier.
So kommen wir in die Selbstanbindung, wir haben also ein gutes Gespür für uns und sind in Balance. Spüren wir uns, erleichtern wir uns den Zugang zu unserem Kind und es gelingt uns, genau zu erspüren, was unser Kind gerade braucht und wo es gerade steht. Ein mutiger Schritt für die Vater- oder Mutter Kind Bindung.
Schritt 2: Verantwortung für die Eltern Kind Beziehung übernehmen.
In der Sozialpsychologie wird zwischen symmetrischen und asymmetrischen Beziehungen unterschieden.
Sich dieser Systematik zwischenmenschlicher Verbindungen klar zu sein, ist sehr wertvoll für die Eltern Kind Beziehung, die ja per se asymmetrisch ist.
Symmetrische Beziehungen bestehen beispielsweise unter KollegInnen, FreundInnen oder in Partnerschaft und Ehe.
Asymmetrische Beziehungen sind dadurch gekennzeichnet, dass einer dem anderen hierarchisch, physisch oder intellektuell überlegen ist und somit mehr Macht besitzt.
Zum Beispiel LehrerInnen gegenüber SchülerInnen oder auch gegenüber Eltern, ebenso ErzieherInnen gegenüber der Kinder oder Eltern, ChefInnen gegenüber der MitarbeiterInnen oder eben Eltern gegenüber ihrer Kinder.
Die Verantwortung für die Qualität der Beziehung liegt immer bei dem oder der Höhergestellten.
Wichtig für eine gute Beziehung zum Kind ist es, diese Macht nicht auszunutzen, sondern sehr bewusst und verantwortungsvoll einzusetzen.
Du spürst, wir sind hier schon am Kern der Herausforderungen im Alltag mit Kindern
In meinen Elternberatungen dreht sich so viel genau um diese Qualität der Beziehungen und wie wir es schaffen, die Fäden in der Hand zu halten, obwohl wir (oder unser 'inneres Kind') sich gerade verletzt oder provoziert fühlen.
Gleichzeitig wohnt dem Entwirren verknoteter Beziehungsgeflechte so viel Zauber inne.
Denn wenn wir da ran gehen, entspannen sich automatisch die alltäglichen 'Machtkämpfe'.
Dann brauchen wir kaum noch über die direkte Situation beim Zähneputzen oder morgens beim Schuhe anziehen sprechen ;-).
Komm'! Lass uns unverbindlich kennenlernen und schauen, wie ich Dich und Euch als Familie unterstützen kann.
Schritt 3: Vertrauen der Kinder aufbauen.
Um Vertrauen aufzubauen brauchen wir ein gutes Gespür für unser Kind. Ab der Geburt, und vielleicht sogar schon vorher, beginnen wir zu erkennen, wann das Kind Ruhe braucht, wann es hungrig ist oder wann ihm warm oder kalt ist.
Im zweiten Lebensjahr beginnt sich das Kind mehr und mehr abzunabeln. Du hast vielleicht schon von der ersten Autonomiephase gehört.
Hier beginnt unser Kind uns nun zu zeigen, welche Verantwortungen es zurück haben mag. Und wir tun ab diesem Moment gut daran, immer die Verantwortung, die es zurück haben möchte auch komplett(!) zurückzugeben. "Wenn ich Ihnen nur einen guten Rat geben darf", sagte eine Osteopathin nach der Behandlung meines Sohnes zu mir "dann rate ich Ihnen: Warten Sie immer, bis Ihr Kind Ihnen ein Zeichen gibt, dass es für den nächsten Schritt bereit ist."
Mehr zum Thema Verantwortung findest Du hier in diesem Blog-Artikel.
Die ersten Verantwortungen, die das Kind zurückerobert, sind meist das selbstständige Essen oder das An- und Ausziehen. Es folgen Kleiderwahl und Essensauswahl. Wird das Kind älter, vergrößert sich der Radius, den es eigenständig erobert zunächst in der Wohnung, später in der Straße, bald bis zum Bäcker oder zum Supermarkt. Schritt für Schritt, bis zum Ende der Pubertät und bestimmt auch noch ein wenig darüber hinaus.
Wie das mit dem Schlafen gehen aussieht und ab wann wir den Kindern die Verantwortung für ihren Schlafrhythmus geben können, dazu habe ich einen eigenen Artikel verfasst.
Den Artikel 'das Schlafen gehen selber bestimmen' findest Du hier.
Fassen wir also zusammen, worauf es ankommt:
Schenke Vertrauen, um Vertrauen aufzubauen. Lerne dem Kind zu vertrauen und das Kind spürt, dass es auch uns vertrauen kann. Es vertraut uns, dass wir begleitend zur Seite stehen, wenn es das braucht, und uns zurücknehmen, wenn es in Ruhe ausprobieren möchte.
Denn Kinder sind mehr Forscher als Schüler, sie lernen durch ausprobieren.
Gib dem Kind etwas zu tun, lass es mithelfen und so spüren, wie wertvoll es für die Gemeinschaft ist.
Gib ihm die Möglichkeit, etwas können zu dürfen; gib ihm unstrukturierte Zeit, in der es ausprobieren darf.
Denn Kinder brauchen Zutrauen ("das schaffst Du") und sie brauchen die Erfahrung,
dass sie in der Lage sind, Probleme selbst lösen zu können.
Unsere Kinder wollen wirksame Mitgestalter dieser Welt sein.
Verantwortung & Vertrauen
Wenn Du mich fragst, DER SCHLÜSSEL, um auch später einigermaßen cool durch die Pubertät zu surfen.
Hast Du ein gutes Gespür dafür, wann Dein Kind welche Verantwortung selber tragen kann und die Übergabe sensibel begleitest, dann ersparst Du Dir einige Streitereien um Hausaufgaben, Medienzeiten oder pünktliches Aufstehen am Morgen :-). Komm'! Lass uns reden...
Schritt 4: Den Moment wahrnehmen und den Machtkampf abwenden.
Einer der wertvollsten Schritte und gleichzeitig so schwer, wenn ein Machtkampf im Anmarsch ist. Häufig ist es unser Wunsch nach Harmonie, der das Ziel fest im Blick hat.
Wir wollen keinen Streit, wir wollen Verständnis für unsere Idee, argumentieren uns um Kopf und Kragen und machen es damit oft nur noch schlimmer.
Denn wenn zwei Menschen zwei unterschiedliche Dinge wollen (und das ist häufiger der Fall, als dass sie gerade das gleiche wollen), ist unser Beziehungsdraht feste angespannt. Und ob Du es glaubst oder nicht, entspannen tust Du ihn, indem Du Deine Lösung/Dein Ziel loslässt und erst einmal anerkennst, was ist.
Indem Du weniger an das 'tun' denkst, sondern mehr an das 'sein'.
Das klingst zum Beispiel so: "Ich möchte mit Dir an der Hand über die Straße gehen und Du möchtest das nicht." oder "Ich möchte jetzt zur Kita aufbrechen und Du möchtest spielen."
So ist der Weg geebnet für einen Dialog, ein Gespräch auf Augenhöhe. Wir können uns darüber austauschen, was jeden bewegt und veranlasst. Das ist der Moment für Überraschungen. Denn nicht selten liegt die gemeinsame Lösung viel näher als gedacht und findet sich ohne Machtkampf; gleichwürdig auf Augenhöhe. Eine Beschreibung der Gleichwürdigkeit findest Du hier.
Präsent zu sein bedeutet:
- Ich kenne mich
- Ich spüre mich
- Ich bin in Kontakt mit mir (Selbstanbindung)
- Ich weiß, was ich will (authentisch!)
- Ich äußere mich (klar!)
- Ich zeige mich (mit meinen Wünschen und Bedürfnissen)
So spürt Dein Kind, dass Du es hörst und ernst nimmst.
Dein Kind fühlt sich wahrgenommen und gesehen; nicht falsch mit seinen Ideen und Wünschen.
Indem Du aussprichst, was Du siehst oder wahrnimmst, signalisierst Du, dass alle Gefühle da sein dürfen und zu uns als Mensch dazugehören.
Du tabuisierst nicht, sondern signalisierst, dass Dein Kind komplett so 'richtig' ist, wie es ist.
Denn Du bist so wie Du bist,
und ganz allein, weil Du bist,
in Ordnung.
Jesper Juul
Lass' Dich persönlich begleiten, um die Emotionen Deines Kindes gelassen zu meistern..
Schritt 5: Positive Gefühle in der Beziehung zum Kind schenken.
Vielleicht einer der ersten Impulse, die mich in der Literatur von Jesper Juul so gepackt haben:
Nicht das Lob schenkt positive Gefühle. Das Lob ist wertend und ist somit immer auf eine Leistung ausgerichtet.
Es ist vielmehr die Anerkennung, die unsere Beziehung zum Kind stärkt und ihm zeigt, dass wir es sehen und genau so annehmen, wie es ist.
Anerkennung bedeutet: "Ich sehe Dich zu Deinen Bedingungen."
Einen intensiven Beitrag zu Lob & Anerkennung findest Du hier.
Wenn es mal heikel wird, versuche ich es zum Beispiel so: "Oh je, das macht Dich wohl gerade sehr wütend? Hast Du so einen großen Appetit auf ein Eis?" - "Mhh..." - "ja, das kann ich verstehen..." - da sein - anerkennen, was ist - Dein Kind mit seiner Wut und Trauer nicht 'falsch machen' - sich einfach persönlich zeigen; mit diesen oder ähnlichen Worten: "Ich möchte jetzt kein Eis kaufen."
Außerdem versuche ich so oft es geht, in die Welt meines Sohnes einzutauchen, um seinen Blick auf die Dinge zu erfahren. Mit Interesse und gesunder Neugierde oder mit Plaudereien auf Augenhöhe; gleichwürdig, so wie wir Erwachsenen uns miteinander über alltägliche Dinge unterhalten.
Hallo! Ich bin Imke - Deine Familienexpertin.
Ich liebe den Ansatz von Jesper Juul und unterstütze Eltern und Fachleute auf ihrem Weg in eine gleichwürdige Haltung mit Kindern. Dabei begleite ich sie raus aus alten Erziehungsmustern und rein in ein bindungs- und beziehungsorientiertes Familienleben.
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